Samstag, 8. Mai 2010

"Frau Professor, ich hab da mal ne Frage...!" Über den Umgang mit Vielbeschäftigten

Auch wenn ich noch vom Status einer Professorin weit entfernt bin, habe ich immerhin die Seiten gewechselt und inzwischen einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise von Professor_innen erhalten. Natürlich hat sich auch meine Perspektive auf Studierende geändert, nichtsdestotrotz teile ich mein Insiderwissen gern. Also liebe Student_innen, lest und staunt:
- Prof. Dr. ist viel beschäftigt. Neben den horrenden 8 SWS Lehre plus Vorbereitung, Betreuung und Korrektur von Hausarbeiten und Prüfungen kommt sie ja gar nicht mehr zur eigentlichen Arbeit: ihrer Forschung. Und wenn doch ist auch dieser Weg mühsam: Da müssen aufwendige Anträge für Drittmittelprojekte geschrieben werden, die nächsten zwei bis drei Artikel sind seit zwei Monaten überfällig und dann ist ja noch die Konferenz in Übersee, für die ein Vortrag vorbereitet werden muss.
Dies ist im Prinzip bei fast allen Uniprofessor_innen so.
Daraus folgt: Nehmt ihr möglichst viel Arbeit ab! Sprich, seit gut vorbereitet, informiert und strukturiert - denn sie ist es in den seltensten Fällen. Dies gilt für Seminarsitzungen, Sprechstunden, Prüfungen. Auf keinen Fall mit Fragen ankommen á la: "Ich würde gerne bei Ihnen eine Hausarbeit schreiben, hätten Sie eine Idee, worüber?" - Besser: "Ich würde gerne eine Hausarbeit über das Thema xy schreiben, ich habe da einiges recherchiert, aber im Seminar errwähnten Sie noch einige Autoren/ Artikel, deren Titel ich leider vergessen habe, welche waren das gleich?" - Selbst wenn Prof. nie entsprechende Autor_innen/Artikel genannt hat, wird sie dies nicht zugeben wollen und noch mal stark nachdenken, wen oder was ihr meinen könntet.
- Bitte keine langen (Lebens-)Geschichten, die erklären warum ihr das entsprechende Paper nicht rechtzeitig abgeben könnt. Bei all den Studierenden könnt ihr überhaupt froh sein, wenn sie euren Namen nach der Sprechstunde noch weiß. Kurz, knapp, konkret: "Aus diversen Gründen kann ich das Paper nicht bis Montag abgeben, ist nächste Woche auch ok? Ansonsten kann ich Ihnen gerne in der Sprechstunde erzählen, welche privaten/beruflichen Gründe mich derzeit daran hindern, das ist mir aber per Mail zu unangenehm..." - Darauf wird sie keine Lust haben und lieber ihr Einverständnis für eine Verlängerung geben...
- Alle Absprachen die mündlich gemacht werden, in einer Mail kurz schriftlich festhalten. "Wie in der Sprechstunde vereinbart konzentriere ich mich bei der Prüfung vor allem auf... In der Hausarbeit werde ich dann wie mit Ihnen abgesprochen, vor allem die Werke xys in den Blick nehmen" - Sollte in der Prüfung dann genau das nicht dran kommen, könnt ihr ja freundlich die ausgedruckte Mail hervorholen.
- Stellt Euch mit dem Sekretariat, ob Sekretärin oder studentische Hilfskraft, auf guten Fuß, denn das ist meistens nicht nur räumlich der kürzeste Weg zu Prof.
...die Liste wird später noch verlängert...